Eigentlich sind die Ordensschwestern Ludrudis (89), Gabriela (74) und Schwester Oberin Maria Goretti (76) selbst in einem Alter, in dem sie sich nach vielen arbeitsreichen Jahren mit gutem Gewissen zur Ruhe setzen dürften. Doch als Schwestern des Ordens vom Heiligen Geist ist es ihnen ein Bedürfnis, Hilfe zu leisten, wo Hilfe gebraucht wird. Und im SeniorenHaus Immaculata in Merchweiler-Wemmetsweiler, wo sich das Konvent der Schwestern befindet, gibt es viele alte und kranke Menschen, die dankbar sind für ein gutes Wort, ein gemeinsames Gebet oder eine trostspendende Hand, die Sterbenden die Gewissheit gibt, in den letzten Stunden des Lebens nicht alleine zu sein. Daher unterstützen die drei Ordensschwestern, die bis zum Neubau des SeniorenHauses Immaculata im Jahr 2006 das frühere Altenheim St. Immaculata führten, die Pflegekräfte der Einrichtung durch ehrenamtliche Mitarbeit in der Seelsorge und Betreuung. „Es gibt etliche ältere Menschen, die sich unser SeniorenHaus gezielt aussuchen, weil sie wissen, dass hier Ordensschwestern leben", erzählt Hausleiterin Stephanie Gläser. Für viele Bewohner sei der regelmäßige Besuch von Gottesdiensten und das tägliche Gebet fester Bestandteil des Alltags gewesen. „Daher ist es uns ein wichtiges Anliegen, spirituelle Angebote zu machen und den religiösen Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden", sagt Schwester Maria Goretti. Jeden Freitag um 16.30 Uhr beten die Ordensschwestern mit Bewohnern des SeniorenHauses den Rosenkranz, jeden Sonntag um 10 Uhr findet in der hauseigenen Kapelle ein Wortgottesdienst statt. Die Heilige Kommunion wird von den Ordensschwestern auch auf den Zimmern ausgegeben, damit auch weniger mobile Bewohner sie in Empfang nehmen können. „Gerade Menschen mit Demenz helfen feste Gottesdienst- und Gebetszeiten dabei, ihre Tage und Wochen zu strukturieren", weiß Stephanie Gläser. „Heute ist Sonntag!", sagte kürzlich eine alte Dame, als in der Kapelle Gottesdienst gefeiert wurde. Die Gebete und Kirchenlieder gehen selbst schwer Demenzkranken mühelos über die Lippen, so tief sind die Worte und Melodien in ihrer Erinnerung bewahrt. Speziell für Demenzkranke – sowohl aus dem SeniorenHaus Immaculata als auch aus Wemmetsweiler und Umgebung – wird ein Mal im Monat ein „Demenzgottesdienst" mit Pfarrer Holzapfel angeboten. Hier stört sich niemand daran, wenn jemand zu laut spricht oder während des Gottesdienstes unruhig wird. Auch ein ökumenischer Gottesdienst wird im SeniorenHaus Immaculata regelmäßig gefeiert. „Denn die Ökumene liegt uns sehr am Herzen", sagt Schwester Maria Goretti. So war es für die Ordensschwestern und Hausleiterin Stephanie Gläser eine Selbstverständlichkeit, die Kapelle des SeniorenHauses Immaculata für die Gottesdienste der Evangelischen Kirchengemeinde zur Verfügung zu stellen, die in Wemmetsweiler kein eigenes Gotteshaus besitzt. Nicht nur in Bezug auf das religiöse Leben, auch im Alltag sind die drei Ordensschwestern vom Heiligen Geist ein Segen für die Hausbewohner. „Wir nehmen uns Zeit zum Zuhören und geben den Menschen ein Gefühl von Geborgenheit", bringt es Schwester Maria Goretti auf den Punkt. Schwester Ludrudis, die früher selbst als Köchin gearbeitet hat, ist beliebte Gesellschafterin bei den wöchentlichen Kochstunden in den Wohngruppen, Schwester Gabriele übernimmt Fahrdienste zu Ärzten, macht Krankenhausbesuche und unterstützt Schwester Maria Goretti auch bei der Begleitung Sterbender. „Viele Bewohner kommen auch einfach zu einem Plausch bei uns vorbei", erzählen die Schwestern. So ist ihr Konvent eine Anlaufstation für alle, die sich einsam fühlen oder das Bedürfnis haben, mit jemandem zu sprechen. Und nicht selten kommt es vor, dass sich kurzerhand eine Bewohnerin anschließt, wenn eine der Schwestern zur benachbarten Pfarrkirche St. Michael geht oder einen Spaziergang unternimmt.
Foto: Von links nach rechts: Bewohnerin Alwine Schnur, Schwester Ludrudis, Schwester Maria Goretti, Inge Thiel, Schwester Gabriela und Katharina Hoffmann.
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