„Spielen, Füttern und Streicheln“: ausgebildete Therapiehunde machen den Bewohnern des SeniorenHauses Immaculata viel Freude
„Heute ist der Hundetag, Aysha ist da!“ Auf die Melodie von „Oh, Du lieber Augustin“ stimmen sechs Damen und ein Herr das Begrüßungslied für die Labradoodle-Hündin Aysha an. Die liegt schwanzwedelnd auf dem Teppich in der Mitte des Sitzkreises, voll Vorfreude auf die Spiele, Leckerli und Streicheleinheiten, die sie in den folgenden 30 Minuten erwarten. Auch der Bernersenner-Schäferhund-Mischling „Maxi“ kann es kaum erwarten, mit Frauchen Helge Öxler zur „Arbeit“ zu gehen.
Seit November bietet Helge Öxler, verantwortliche Pflegefachkraft im SeniorenHaus Immaculata, für Bewohner des Hauses zwei Mal pro Woche eine „Hundestunde“ an. Die „tiergestützte Therapie“ ist ein neues Angebot im Rahmen der sozialen Begleitung der cts-Einrichtung und fördert betagte und demenzkranke Menschen in ihrer körperlichen und geistigen Mobilität. Denn bei den von Helge Öxler angeleiteten Spielen mit den Hunden haben die Senioren nicht nur viel Freude, sondern trainieren ganz nebenbei auch Feinmotorik, Koordination und Muskulatur. Zum Beispiel, wenn Aysha einen Ball von einem Kunststoffgriff zieht. „Gut festhalten!“, sagt Helge Öxler, und Bewohnerin Erna Dörr nimmt zur Sicherheit beide Hände zur Hilfe. „Wo ist der Ball?“, fragt Helge Öxler Aysha. Die läuft los, um den Ball vom Griff zu lösen. „Toll habt ihr das gemacht!“, lobt Öxler Erna Dörr und Aysha. Für die Hündin gibt es ein Leckerli und eine Extra-Streicheleinheit von Erna Dörr.
Dann geht es weiter mit dem nächsten Spiel: ein gebogener Plastikschlauch dient als „Leckerli-Rutsche“, und Aysha muss das Leckerli aus dem Flug fangen. Die Schwierigkeit für die Senioren besteht darin, die schmale Öffnung des Schlauches zu treffen und den Schlauch möglichst gerade zwischen den Beinen zu halten. Auch bei diesem Spiel wird viel gelacht – die Senioren sind stolz auf „ihren Hund“ und die gemeinsam vollbrachten Kunststücke. Mit gezielten Fragen nutzt Helge Öxler die Hundestunde, um die Bewohner dazu anzuregen, sinnliche Eindrücke in Worte zu fassen. „Wie fühlt sich das Fell von Aysha an?“, fragt sie eine der Damen. „Ganz weich“, antwortet die Bewohnerin strahlend und fährt Aysha noch einmal sanft über den Kopf. Der Kontakt zu den Tieren tut den alten Menschen sichtlich gut. Ein Glanz tritt in Augen, die zuvor wie erloschen schienen, auch Erinnerungen – positive wie negative – werden wach. Auch dies ist gewollt, denn Helge Öxler integriert die „Biographiearbeit“ ganz bewusst in ihre Hundestunden, animiert die Teilnehmer dazu, aus ihrem Leben zu erzählen.
So beginnt einer der Teilnehmer während der Stunde zu weinen, und erzählt von einem Erlebnis, das er bis ins hohe Alter nicht verwunden hat: Als Kind habe er einen Hund gehabt, der gebissen wurde und an seinen Verletzungen starb. Aysha hat diese Erinnerung geweckt. Sie ist es auch, die dem alten Mann Trost spendet, indem sie ganz zart seine Hand leckt. Helge Öxler hat sie mit einer schmackhaften Paste „eingecrèmt“ und Aysha „wäscht“ sie mit ihrer warmen rauen Zunge ab. Die Wirkung ist verblüffend: Die von einer Spastik zur Faust verkrampfte Hand des Mannes wird locker, die Finger entspannen sich. Helge Öxler reinigt die Hand mit einem desinfizierenden Tuch – denn die Hygienevorschriften werden bei der „Hundestunde“ strengstens eingehalten.
„Die Hunde sind mein Schlüssel zu den Menschen“, erklärt Helge Öxler. Als diplomierte Altenpflegerin hat sie eine Zusatzausbildung in „tiergestützter Therapie“ absolviert und ihre Hunde zu Therapiehunden ausgebildet. Ihre Vierbeiner darf sie die Woche über zur Arbeit mitbringen. In ihrem Büro im SeniorenHaus Immaculata schauen immer wieder Bewohner vorbei, um Maxi und Aysha zu besuchen. „Die Hundestunde kommt bei unseren Bewohnern sehr gut an“, freut sich Hausleiterin Stephanie Gläser.
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