„Anfangs war ich ja schon sehr skeptisch, ob die Zeichenstunde für unsere Bewohner das Richtige ist", gesteht Henriette Grundhöfer, die im Seniorenhaus Immaculata für die soziale Betreuung zuständig ist. „Schließlich leben bei uns viele an Demenz Erkrankte, für die es wirklich schwierig sein kann, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren. Umso begeisterter war ich dann, als ich sah, mit welcher Freude unsere Senioren bei der Sache sind." Was vor etwa einem halben Jahr als Versuch gestartet war, hat sich mittlerweile als regelmäßiges Angebot etabliert: an jedem zweiten und vierten Dienstag eines Monats trifft sich die stets aus etwa 6-8 Personen bestehende Zeichengruppe im Gemeinschaftsraum des Hauses, um dort den Pinsel zu schwingen. Betreut werden die zum Teil schwer Demenzkranken von Mitliedern des Merchweiler Vereines für Freizeitkunst, dessen Engagement das Angebot überhaupt erst möglich gemacht hat, wie Pflegedienstleiterin Helge Öxler erzählt: „Tatsächlich war es der Vorsitzende des Vereines, Hans Reiter, der mit der Idee einer gemeinsamen Kunststunde auf uns zu gekommen ist. Wir wollten von seinem Vorschlag natürlich gerne profitieren, auch wenn wir bis dahin keinerlei Erfahrungswerte in diesem Bereich hatten und so nicht vorhersehen konnten, ob ein solches Projekt überhaupt umsetzbar war." Auch für Reiter, Erster Vorsitzender des Vereines und Initiator des Projektes, war die Arbeit mit demenzkranken Senioren Neuland. „Ich hatte bereits einiges über Kunsttherapie in der Altenpflege gelesen und so angefangen, mich für die Thematik zu begeistern. Über eines unserer Mitglieder bestanden gute Kontakte zum Haus Immaculata, so dass sich eine Zusammenarbeit anbot." Heute sind beide Seiten froh, den Versuch gewagt zu haben, denn schnell zeigte sich: Hier sind alle mit Spaß und Engagement dabei, und das obwohl steife Gelenke die Feinarbeit mit dem Pinsel schon bei Älteren ohne Demenz häufig schon zum Problem machen. An zwei Nachmittagen im Monat trifft sich die Gruppe nun, um gemeinsam etwas aufs Papier zu bringen. Zahlreiche Bilder sind seither entstanden-mal mit mehr, mal mit weniger Unterstützung, jedes einzelne aber mit seinem ganz eigenen Charme. „Natürlich bieten wir Hilfestellung und zeichnen beispielsweise vor", so Reiter, „das ergibt sich aber immer aus der individuellen Situation." Während die einen an abstrakten Farben und Formen Gefallen finden, möchten die anderen lieber ein bestimmtes Objekt, wie eine Blume oder einen Gartenzwerg zeichnen. Dabei gilt für Hans Reiter und seine betreuende Gruppe stets: „Die Senioren sollen in ihrer Kreativität unterstützt und in ihrer Eigenständigkeit gefördert werden. Was letzten Endes dabei entsteht ist eigentlich nebensächlich." Ganz „nebensächlich" sind so immer wieder Zeichnungen entstanden, die Alter und Hintergrund des Künstler keineswegs erahnen lassen. „Ich bin nach wie vor verblüfft, wenn ich unsere Senioren beim Zeichnen beobachte", gesteht daher auch Helge Öxler, „mit welcher Ruhe und Konzentration unsere teils schwer demenzkranken Bewohner den Pinsel führen ist wirklich bewundernswert. Angesichts dessen sind die Bilder die dabei entstehen wahre Kunst-Stücker. So viele tolle Werke sind mittlerweile entstanden, dass die Verantwortlichen auch die Öffentlichkeit daran teilhaben lassen wollten und eine Ausstellung im Wemmetsweiler Rosengarten organisiert haben. Reiter: „ Wir haben versucht, eine Auswahl der schönsten Bilder jedes einzelnen zu treffen, was wirklich nicht einfach war. Schließlich haben wir uns für die 16 Zeichnungen entschieden, bei denen unsere Künstler am eigenständigsten gearbeitet haben." Dass die Ergebnisse des „Experimentes" einmal ausgestellt werden, damit hatte anfangs keiner der Beteiligten gerechnet. Umso größer ist nun die Freude über den Erfolg des Kunstprojektes, das Reiter auch zukünftig fortführen möchte: „Auch wir profitieren von der Zeit hier mit den Bewohnern des Hauses Immaculata, und zwar nicht nur weil wir wichtige, kunsttherapeutische Erfahrung sammeln und es schön ist, sich für andere zu engagieren. Nein, die Arbeit mit den Senioren macht uns ganz einfach Spaß." Und weil der Vorsitzende in seinem Verein immer wieder von der Arbeit geschwärmt hat, kommen nun auch andere Mitglieder auf ihn zu, die sich gerne engagieren möchten. Reiter ist überzeugt: „Unter diesen Voraussetzungen steht wohl auch einer künftigen Zusammenarbeit nichts im Wege."
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