Über Nachwuchsmangel braucht sich Stephanie Barrois nicht zu beklagen. Im Caritas SeniorenHaus Immaculata in Wemmetsweiler machen derzeit zwölf junge Männer und Frauen eine Ausbildung zur Altenpflegerin bzw. zum Altenpfleger – eine außergewöhnlich hohe Zahl für eine Altenpflege-Einrichtung mit 56 stationären Bewohnerinnen und Bewohnern. „Ausbildung ist bei uns besonders wichtig“, sagt Praxisanleiterin Barrois.
Justin Gilges hat im vergangenen Oktober seine Ausbildung begonnen. „Schon als Kind habe ich viel Zeit mit meinen Großeltern verbracht. Ich bin einfach gern mit älteren Menschen zusammen“, begründet der 19-Jährige seinen Schritt in die Pflege. „Während der Schulzeit habe ich mal ein Praktikum in einer Autowerkstatt gemacht. Das hat mir zwar gefallen, aber ich wusste gleich, dass es nichts auf Dauer ist. Das zweite Praktikum in einem Pflegeheim hat mir gleich viel besser gefallen.“
Im SeniorenHaus Immaculata gefällt ihm besonders das Prinzip der Bezugspflege: Das bedeutet, dass er sechs feste Bewohner hat, um die er sich kümmert und ihnen zum Beispiel morgens beim Anziehen und Waschen behilflich ist. Justin Gilges mag diese Zeit am Morgen ganz besonders: „Da hat man Zeit, auch mal in Ruhe über Persönliches zu reden.“ Die familiäre Atmosphäre gefällt ihm an seiner Arbeit besonders gut – nicht nur mit den Bewohnern, sondern auch im gesamten Team: „Jeder steht einem mit Rat und Tat zur Seite und die Kollegen haben Geduld und nehmen sich die Zeit, uns Dinge zu erklären, auch wenn es mal stressig ist.“
Wie Justin Gilges ist auch Jessica Walter derzeit im ersten Ausbildungsjahr zur Altenpflegerin. Über ihre Tante, die ebenfalls im SeniorenHaus Immaculata arbeitet, bekam sie den Kontakt zur Einrichtung. „Ich habe aber zunächst ein Praktikum gemacht um zu sehen, wie ich zum Beispiel mit Sterbefällen zurechtkomme, bevor ich mich entscheide. Ich war mir nicht ganz sicher, ob der Beruf wirklich was für mich ist“, sagt sie rückblickend. Nach der Schule fing sie zuerst eine Ausbildung im Metallbau an: „Aber da hat mir einfach das Menschliche gefehlt. Am Ende hat es mich doch hierher gezogen.“
Dass sich das SeniorenHaus auf den Umgang mit Demenziell veränderten Bewohnern spezialisiert hat, stört die 21-Jährige nicht – im Gegenteil: Sie sieht auch positive Aspekte. „Manchmal ist es schön zu sehen, wie sie sich jeden Tag aufs Neue über Kleinigkeiten freuen können oder mir immer wieder eine Geschichte von früher erzählen und so viel Freude dabei entwickeln. Sie erzählen von Zeiten, die ich selbst nicht erlebt habe. Das ist auch für mich eine Bereicherung. Wir werden damit für die Bewohner fast zu einem Familienteil.“
Aber der Beruf sei kein Kaffeekränzchen, macht Jessica Walter deutlich: „Das wird in der Öffentlichkeit oft falsch dargestellt. Es ist oft sehr anstrengend und man braucht nicht nur körperliche, sondern auch seelische Kraft.“ Für sie ist es daher ganz wichtig, Arbeit und Privatleben strikt zu trennen. „Auch wenn ich mit meiner Tante zusammen lebe, die tagsüber eine Kollegin ist, reden wir zuhause nicht weiter über unseren Tag. Das ist wichtig für uns beide.“
Justin Gilges hat die Erfahrung gemacht, dass das Bild der Pflege dabei ist, sich in der öffentlichen Wahrnehmung zu verändern: „Ich kriege häufig Bewunderung und Beachtung. Ein Freund hat letztens zu mir gesagt, er könnte das nicht machen.“
Neben Justin Gilges und Jessica Walter absolvieren derzeit zehn weitere junge Menschen im SeniorenHaus Immaculata die dreijährige Ausbildung. „Gerade vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels finden wir es wichtig, unsere Pflegekräfte selbst auszubilden“, sagt Praxisanleiterin Stephanie Barrois, die auch Pflegedienstleiterin ist. „Wenn es möglich ist, versuchen wir alle zu übernehmen. Unsere Auszubildenden sind wirklich außerordentlich motiviert und gut ins Team integriert – und damit eine Bereicherung für das Haus.“
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